In eigener Sache 3 – Kommentarfunktion

So, neues Spiel, neues Glück. Oder so.

Nachdem ich zahlreiche Vorschläge erhalten habe, wie es weiterlaufen könnte, hier der derzeitige Stand.

Erste Neuerung: Meist 1 x die Woche Artikel statt 2x. Kann je nach Zeitfaktor auch mal 2 Wochen pausieren.

Zweite Neuerung: Danach ist die Kommentarfunktion 72 Stunden für den jeweiligen Artikel offen. Freischaltung,  wenn es passt, also bitte keine Klagen der Art „Aber ich habe doch schon vor 3 Stunden gepostet, warum wird mein Kommentar nicht freigeschaltet?“

Ich probiere es jetzt einfach und hoffe, es ist ein guter Kompromiss.

Antifeministischer Mythos: Das Patriarchat ist eine Erfindung des Feminismus und hat nie existiert

Tatsächlich stimmt beides nicht. Das Patriarchat, als Begriff für eine Gesellschaft, deren einzelne Einheiten (Familie, Stamm, Clan) von einem Patriarchen (meist der Vater oder ein männliches Familienmitglied) geführt werden bzw. auch allgemein für eine Gesellschaft, deren Führung traditionell in männlicher Hand liegt, ist ein ethnologischer, anthropologischer und soziologischer Begriff. Groß gemacht wurde er z. B. vom Anthropologen Johann Jakob Bachofen, der in seinem Werk „Das Mutterrecht“, die Idee einer ursprünglich von Frauen geführten Gesellschaft (Matriarchat) entwarf, die von der Herrschaft der Männer (Patriarchat) als quasi nächste Entwicklungsstufe abgelöst wurde.


Der Haushaltsvorstand hat als solcher eine Reihe von Rechten, aber üblicherweise, da er für die Familie verantwortlich ist und oft der einzig voll Mündige (Geschäftsfähige) ist, auch eine Reihe von Pflichten (wie die Sicherstellung eines Einkommens für die Familie, die Verwaltung des Vermögens, die rechtliche Vertretung der Familie).


Auch häufig zu beobachten ist, dass in Gesellschaften, die patriarchal organisiert sind, weibliche Keuschheit bzw. sexuelle „Reinheit“ und „eheliche Treue“ eine große Rolle spielt, während dies bei Männern eine weitaus geringere Rolle spielt (entsprechend gab es eine Reihe an Kuppeleiparagraphen, die z. B. die Eltern einer Frau betreffen konnten, wenn diese beispielsweise den Verlobten bei der Tochter übernachten ließen).


Betrachten wir die rechtliche Situation in Deutschland vor der (von den C-Parteien und den Kirchen verschleppten) Reform von 1957 bzw. 1958 (Inkrafttreten), dann zeigt sich:


1. § 1363 regelte, dass der Ehemann das in die Ehe eingebrachte Vermögen seiner Frau verwaltete und dafür den Nießbrauch innehatte. Wollte die Frau auf ihr eingebrachtes Vermögen zugreifen, benötigte sie die Einwilligung ihres Ehemannes. Schloss sie z. B. einen entsprechenden Vertrag ohne Genehmigung ihres Mannes ab, war der Vertrag ungültig.


2. Der § 1354 (sog. „Gehorsamkeitsparagraph“) regelte, dass der Mann die Entscheidung in allen Angelegenheiten“ des Ehelebens trifft „Dem Manne steht die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu; er bestimmt insbesondere Wohnort und Wohnung. Die Frau ist nicht verpflichtet, der Entscheidung des Mannes Folge zu leisten, wenn sich die Entscheidung als Missbrauch seines Rechts darstellt.“
Der Wohnsitz der Familie wird damit durch den Vater bestimmt. Folgt die Frau ihm nicht, erfolgt daraus ein Scheidungsgrund (schuldhafte Scheidung).


3. § 1355 regelte, dass der Name des Mannes den Familiennamen bildet.


4. § 1356 BGB regelte, dass die Hauptaufgabe der Frau die Führung des Haushalts ist.


5. Ergänzend regelte § 1358, dass der Ehemann ein Dienstverhältnis seiner Frau quasi jederzeit kündigen kann „Hat sich die Frau einem Dritten gegenüber zu einer von ihr in Person zu bewirkenden Leistung verpflichtet, so kann der Mann das Rechtsverhältniß ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, wenn er auf seinen Antrag von dem Vormundschaftsgerichte dazu ermächtigt worden ist. [2] Das Vormundschaftsgericht hat die Ermächtigung zu ertheilen, wenn sich ergiebt, daß die Thätigkeit der Frau die ehelichen Interessen beeinträchtigt.“


6. Paragraphen 1626, 1627, 1628 und 1629 BGB regelten das väterliche Vorrecht in der Kindererziehung, das sogenannte „Letztentscheidungsrecht“. Trotz Protesten blieb es beim „Stichentscheid“ des Vaters, der dann 1959 durch das Bundesverfassungsgericht gekippt wurde. „Können sich die Eltern nicht einigen, so entscheidet der Vater, er hat auf die Auffassung der Mutter Rücksicht zu nehmen” (1628) bzw. “Die Vertretung des Kindes steht dem Vater zu“ (1629).


7. Bis 1957/58 (andere Quellen sprechen von 1962) musste der Ehemann, wenn die Frau ein eigenes Bankkonto eröffnen wollte, seine schriftliche Einwilligung dazu erteilen.


 

Einige dieser Regelungen wurden trotz Reform ähnlich beibehalten, beispielsweise, dass die Ehefrau nur dann berufstätig sein durfte, wenn dies „mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist“ und dass zwingend der Name des Mannes Familienname wird (beides geändert 1977). Im Falle von Streitfällen über den Namen allerdings wurde immer noch automatisch der Name des Ehemannes Ehename, bis das Bundesverfassungsgericht diese Regelung 1991 kippte.


Dazu kam bis 1977 noch die Scheidung nach dem Schuldprinzip, die eine schuldig geschiedene Ehefrau oft mittellos zurückließ (da diese meist zuvor keiner Berufstätigkeit nachgegangen war).


Man muss dabei sehen, dass auch das im Wesentlichen 1896 erlassene BGB (1900 in Kraft getreten) bereits eine abgeschwächte Form älterer Verhältnisse darstellte. Ältere Gesetze beispielsweise in Preußen, Bayern und Hamburg räumten dem Ehemann ein Züchtigungsrecht gegenüber seiner Ehefrau (wie auch gegenüber Kindern, Lehrlingen und Dienstboten) ein.


Auch die sogenannte „Geschlechtsvormundschaft“ war bis dahin weit verbreitet, was bedeutete, dass auch unverheiratete und verwitwete Frauen sich einen männlichen Vormund wählen mussten, der ihre Belange z. B. vor Gericht vertrat. Die verheiratete Frau stand ohnehin unter der Vormundschaft ihres Mannes. So liest man z. B. in Herders Conversationslexikon von 1855 „Geschlechtsvormundschaft (Geschlechtsbeistandschaft, cura sexus), über [69] mündige, ledige oder verwittwete Weiber, auf der Vorstellung beruhend, daß die Frauen weniger geschäftserfahren als die Männer seien und daher zu gewissen Geschäften (Prozeßbetreibung vor Gericht, Testamenten, Erb- und Liegenschaftsverträgen, Bürgschaften u.s.w.) der männl. Beihilfe eines freigewählten od. obrigkeitlich gegebenen Vormundes, Beiständers, bedürfen. In andern Sachen dagegen ist das Weib selbständig. Die Frau steht unter der Vormundschaft ihres Ehemannes, außer wo sie Rechtsgeschäfte (z.B. Erbverträge) mit ihm abzuschließen hat.“


All dies sind eindeutige Merkmale einer patriarchal organisierten Gesellschaft mit männlichen Haushaltsvorstand, der die Familie (oder auch die Gesellschaft z. B. als Politiker) als Geschäftsfähiger nach außen vertritt. Die Frau hatte gar keine Möglichkeit einer solchen Position, da ihre Sphäre gesetzlich geregelt die der Haushaltsführung war. Entsprechend wurde ihr auch Bildung weitgehend vorenthalten (erst ab den 1970ern wurde es allgemein üblich, Mädchen eine „höhere Bildung“ zu ermöglichen).


Das alles zu leugnen sehe ich als Geschichtsklitterung. Ich würde mir wünschen, dass von Seiten der Männerrechtsbewegung diese eindeutige Ungerechtigkeit gegenüber Frauen nicht, wie es leider oft geschieht, weggeleugnet oder verharmlost, sondern als solche anerkannt wird.


Dass darüber hinaus auch männliche Mitglieder des Haushalts wie Dienstboten, Lehrlinge oder männliche Kinder sich dem Haushaltsvorstand zu beugen hatten, steht außerfrage, es entspricht dem Prinzip eines Haushaltsvorstandes und zeigt, dass eine patriarchal-traditionalistisch geführte Gesellschaft üblicherweise auch eine stark hierarchische Gesellschaft ist (wie man am Beispiel Saudi-Arabien oder Indien erkennen kann).


Dass Deutschland in diesem Sinne seit 1977 kein Patriarchat mehr ist, halte ich für gegeben (da die Rechte auch, anders als z. B. teils in Indien, tatsächlich angewandt wurden). Allerdings haben sich auf jeden Fall einige patriarchale Vorstellungen gehalten wie die, dass es „normal“ wäre, wenn der Familienname der des Mannes ist, die von der „Rabenmutter“ (berufstätige Frau) oder die Vorstellung, dass eine promiskuitive Frau eine „Schlampe“ wäre.

Auf http://lexetius.com lassen sich Gesetzestexte im Wandel der Zeit nachvollziehen.

Dieser Artikel erscheint leider etwas verspätet. Entschuldigung dafür.

In eigener Sache – Kommentarfunktion wird ab Sonntag geschlossen

Ich habe gestern abend noch überlegt, wie ich es weiter mache. Tatsache aber ist: So schaffe ich es nicht.

Ich habe neben diesem Blog Kinder zu versorgen, eine freiberufliche Tätigkeit auszuführen, eine alte Person mitzupflegen und einige ehrenamtliche Tätigkeiten auszuführen. Letzte Woche (und jetzt wohl schon wieder) gab es definitiv zu viel Fertigessen, zu viel fernsehen, zu wenig Beschäftigung mit den Kindern. Die alte Person hat mich kaum gesehen, die ehrenamtlichen Tätigkeiten lagen brach. Ich habe fast einen Verkehrsunfall gebaut, weil ich so gerast bin, um ein Kind noch rechtzeitig vom  Kiga abzuholen. Ich war dauermüde und gereizt, weil ich mir die Nächte um die Ohren geschlagen habe. So geht es nicht, für ein unbezahltes Hobby, das eigentlich nur eine von vielen Beschäftigungen ist und nicht einen Großteil meiner Zeit schlucken sollte.

Ich wollte gerne eine weitgehend freie Diskussion, die aber auch nicht ausufert oder beleidigend wird. Nun stelle ich fest: Für eine Person alleine ist das nicht zu schaffen (außer, man lebt alleine und hat Geld, so dass man nicht arbeiten muss).

Ich werde daher die Kommentarfunktion noch bis Sonntag offenhalten, denn am Donnerstag werde ich das Thema veröffentlichen, das eigentlich für gestern (Sonntag) angesagt war und es wäre unfair, das nicht mehr diskutieren zu lassen.

Danach muss ich die Kommentarfunktion leider schließen. Ich sehe leider keine andere Möglichkeit. Denn selbst wenn ich mit einer „White List“ arbeiten würde, gibt es da ja immer noch zahlreiche Fälle an der Grenze. Und viele Fragen werden direkt an mich gestellt,. die müsste ich auch dann beantworten. Insofern: Ich bedauere es selbst, aber wie gesagt, so geht es nicht.

In einer früheren Version dieses Beitrags kündigte ich den Artikel zum Thema „Patriarchat“ für den Mittwoch an (leider aufgrund von Krankheit verschoben) und die Schließung der Kommentarfunktion entsprechend für Samstag. Aufgrund der Verschiedbung halte ich die Kommentarfunktion nun bis Sonntag offen.

Das Henne-Ei-Problem

Ich schreibe jetzt einen Beitrag, den ich eigentlich nicht für heute vorgesehen hatte. Das ist für jemanden wie mich, der Pläne gerne strikt verfolgt, fast schon ein GAU ;-). Aber ich möchte das jetzt wirklich loswerden.


Ich habe in den letzten Tagen mit Feministinnen gesprochen, die wirklich schon lange „im Geschäft“ sind. Und sie alle sagten mir übereinstimmend, dass sie nicht mit Maskulisten zusammenarbeiten wollten, weil diese fast in ihrer Gänze Feminismus ablehnen würden und wie sollten sie mit jemandem zusammenarbeiten, der sie und ihre Arbeit ablehnt? Sie bestätigten auch, dass es große Vorbehalte gegen Maskulismus gäbe, eben wegen dieses andauernden antifeministischen Engagements.


So. Und nun haben mir hier auf meinem Blog (und auch schon früher) zahlreiche Maskulisten beschrieben, wie furchtbar sie den Feminismus fänden, weil der (so wurde es nicht direkt gesagt, aber es war klar), so antimaskulistisch sei.


Bedeutet: Feministinnen haben etwas gegen maskulistische Projekte, weil sie glauben, diese wären antifeministisch. Maskulisten haben etwas gegen feministische Projekte, weil sie glauben, diese wären antimaskulistisch. Und so weiter.


So kann nichts vorwärts gehen.


Nun muss ich selbst zugeben, dass ich fortwährend eine implizite Frauenfeindlichkeit im Maskulismus entdecke, der Problemlagen von Frauen oft überhaupt nicht anerkennt, diese wegzudiskutieren versucht und sogar behauptet, diese hätten auch in der Vergangenheit nie existiert. Und so etwas macht mich sehr, sehr wütend, weil mich das als Frau und als Mensch nicht ernstnimmt. Es bedeutet letzten Endes: „Du hast ja keine Probleme, Du hinterngepudertes Prinzesschen. Weil Du eine Frau bist, wird dir so und so alles nachgetragen.“

Ich aber weiß ganz genau, dass das einfach nicht stimmt und dass es selbstverständlich frauenspezifische Problemlagen gibt. Ich könnte mir vorstellen, genau so sehen die Gefühle und Gedanken vieler Männer zum Feminismus aus.


Ich habe am Freitag in Wut geschrieben: „Macht euren Kram doch alleine“. Das war eine Reaktion auf Verschwörungstheorien und Beiträge, die mir unterstellt haben, ich müsse meinen Beitrag doch irgendwie mit schlechten Absichten geschrieben haben. Nun will ich aber eigentlich nicht, dass Männer „ihren Kram alleine“ machen müssen. Ich hatte zwei Großväter, ich habe einen Vater, ich habe einen Mann und ich habe Kinder, die ich alle sehr liebe und die ich unterstützen möchte. Ich sehe bei vielen von ihnen, wie sehr ihre Rolle sie einschränkt: Wenn sie z. B. fast bis zum Herzinfarkt arbeiten, weil sie meinen, nicht scheitern zu dürfen. Wenn sie ganz offensichtlich völlig fertig sind und immer noch sagen „alles kein Problem, ich schaff das“. Wenn sie tagelang nicht zum Arzt gehen, weil sie „nicht ausfallen“ wollen.Wenn sie wegen einem verdammten rosa T-Shirt niedergemacht werden. Wenn sie weinend zusammenbrechen und sich hinterher dafür in Grund und Boden schämen …


Ich will das alles nicht. Ich will, dass es Männern und Frauen so gut wie möglich geht. Die Betonung liegt dabei auf und.

Die Frage ist, wie erreicht man das? So wie bisher offenbar nicht. Wie aber dann?

 


P. S. Und noch etwas in eigener Sache. So wie letzte Woche geht es leider nicht. Ich habe einen Großteil meiner Zeit damit verbracht, Kommentare zu lesen, Kommentare zu moderieren, Kommentare zu beantworten. Und wenn mich meine Kinder fragen „Mama, warum sitzt Du dauernd am Compi?“, dann läuft ganz offenbar etwas falsch. Ich muss sehen, wie ich das in Zukunft löse. Kommentare einfach laufen lassen, geht meiner Erfahrung nach meistens gehörig schief, und führt dazu, dass sich ein paar Platzhirsche breitmachen, die alle ruhigen und gemäßigten Stimmen wütend vertreiben. Oder zu wüsten Kämpfen mit Beleidigungen. Ich möchte das daher nicht. Ich versuche, eine Lösung zu finden. Wenn das nicht geht, muss ich die Kommentarfunktion sperren. Ich möchte das zwar eigentlich auch nicht, aber meine Familie geht mir über alles. Und ganz sicher über „mein Hobby“. Das nur so als Randbemerkung.

 

 

Männer, die am Boden liegen

Im Zusammenhang mit dem neuen Bond-Film ist es mir wieder aufgefallen: Wie sehr gerade Männer (aber durchaus auch einige Frauen) andere Männer verachten, die „kriechen“ oder „winseln“. Letzteres ein Wort, das abwertender nicht sein könnte. Konkret geht es um die Szene, in der der Bösewicht alias Christoph Waltz, nach einem Hubschrauberabsturz sich schwerverletzt am Boden entlangzieht und Bond, alias Daniel Craig, um Gnade anfleht.
Viele Männer aus meinem Bekanntenkreis haben sich extrem negativ über die Szene und den „erbärmlichen Mann“ geäußert.


Ganz ähnlich war es schon vor einigen Jahren, als wir mit einer Gruppe in „Troja“ waren. Paris, dargestellt von Orlando Bloom, wird im Kampf mit König Menelaos schwer verletzt und zieht sich daraufhin am Boden zu seinem Bruder Hector und fleht diesen um Hilfe an (die dieser ihm auch gibt). Die Männer in unserer Gruppe konnten sich teilweise gar nicht halten, nannten Paris „widerlich“, „ekelhaft“, einen „Hund“. Sie kritisierten die Reaktion seines Bruders Hector. Und gaben, von mir befragt, zu, dass ihre Reaktion anders gewesen wäre, wenn es sich bei Paris um eine Frau gehandelt hätte.


Und über Rudi Dutschke, als dieser schwer verletzt am Boden lag und in Todesangst nach seiner Mutter rief, wird erzählt, Passanten hätten über ihn gelacht und ihn verspottet.


Nun hat das eine lange Tradition: Bereits im Nibelungenlied gibt es den geckenhaften, „weibisch“ geschmückten Hunnen-Held, der selbstverständlich vernichtend und schmählich von den männlichen Burgunden geschlagen wird.


Nur, ganz ehrlich: Was soll das? Da ist ein Mensch, schwerverletzt, einem scheinbar oder wirklich übermächtigen Gegner ausgeliefert. Er hat Schmerzen, er hat Angst. Und er soll nicht um Hilfe bitten? Um Gnade flehen? Nach geliebten, vertrauten Personen rufen? Was alles ganz normal ist, in so einer lebensbedrohenden, qualvollen Situation? Und das alles, nur weil er ein Mann ist?


Wie brutal, wie mitleidslos, wie menschenverachtend ist diese Position? Und warum wird sie gerade von Männern vertreten? Liegt es vielleicht an einem Bild von Männlichkeit, das bereits in der Kindheit vermittelt wird? Hart sein, Stark sein, sich selbst verteidigen können, ja keine Hilfe benötigen?
Was meint ihr?


Bei mir selbst hatten diese Szenen übrigens tatsächlich keinen „widerlichen“ Beigeschmack. Da war einfach nur ein Mensch, der Angst hatte, schwerverletzt war und Hilfe brauchte.
Diese Position habe ich vor vielen Jahren einmal positiv vorgeführt bekommen: Ein alter Mann schilderte mir und meiner Großtante, wie deren Bruder (mein Großonkel) schwerverletzt im Feld lag und nach seiner Familie und seinen Kameraden schrie. Der Mann weinte dabei und schilderte uns seine Qual, ihm nicht habe helfen zu können.
Wenn wir von hier noch einmal zu Hector im Film Troja zurückkommen, der seinem Bruder hilft, aus Liebe, aus Mitleid, ohne Verachtung. Das halte ich für eine menschliche Reaktion. Wie auch die Schilderung des alten Mannes.

Schlimm, dass es offenbar nicht einmal üblich ist, Mitleid mit einem weinenden Schwerletzten zu haben, nur weil es sich dabei zufällig um einen Mann handelt. Das fände ich nämlich ganz normal.

 

P. S. Vergessen hatte ich in meiner ersten Version die ebenfalls sehr menschliche Reaktion Helenas. Ich erinnere mich nicht mehr ganz genau, aber sie sagt zu Paris etwas wie „Ich will keinen großen Krieger. Menelaos war ein großer Krieg und jeden Tag, den ich mit ihm zusammen war, wünschte ich, tot zu sein.“ als sie seine Wunden verbindet.

Appell an Männerrechtler

Reden wir nicht lange drumrum: Ihr habt recht. Es geht Männern vielfach schlechter als Frauen.


Die männliche Rolle ist starrer, unmenschlicher, Vielfalt ist kaum möglich. Jungs werden schon aufgrund kleiner „Ausrutscher“ und Abweichungen von ihrer Rolle massiv ausgeschlossen, gemobbt, körperlich angegriffen. Das geht Mädchen auch so, aber, nach allem was ich erlebt habe, selten in dieser Vehemenz.


Für Mädchen- und Frauenprojekte gibt es staatliche Förderung, für Jungen- und Männerprojekte höchstens in Ansätzen. Die Selbstmordrate sowie die Zahl der männlichen Obdachlosen übertrifft die von Frauen deutlich.
Die Wehrpflicht für Männer wurde zwar ausgesetzt aber immer noch nicht abgeschafft, männliche Säuglinge und Kinder werden ganz legal beschnitten und psychische Probleme bei Männern? Ach Klimbim … das Weichei muss sich mal zusammenreißen und nicht so rumheulen.


Schon bei so einer simplen Frage wie der Kleiderordnung wird klar, wie starr und unflexibel und auch erbarmungslos die männliche Rolle immer noch ist. Es mag ja vielleicht ein kleines Problem sein, aber doch nicht unerheblich, wenn ein männlicher Arbeitnehmer massiven Ärger bis hin zur Abmahnung bekommen kann, wenn er in kurzer Hose und Kurzarm-Hemd im Büro erscheint, während das luftige Kleid für die Kollegin ganz selbstverständlich ist.


Es ist nur so: Was genau bringt es euch, wütend und oft offen neidisch auf „den Feminismus“ und Mädchen- bzw. Frauenförderung einzudreschen?
Ihr verausgabt euch, vergebt euer ganzes Potential, weil ihr euch in sinnlosen Schattenkämpfen abarbeitet.


Oder, um es ganz klar zu sagen: Mädchenprojekte werden deshalb gefördert, weil sich Frauen hingestellt haben und genau das gefordert haben, weil sie sich in Vereinen, in Gremien, in Ausschüssen politisch und außerpolitisch dafür eingesetzt haben. Dito wird Beschneidung von Mädchen genau darum mittlerweile in großen Teilen der Welt geächtet.


Die weibliche Rolle ist deshalb nicht mehr ganz so starr, weil sich nun bereits weit über ein Jahrhundert mutige Frauen (und Männer) dafür engagiert haben, dass sie geöffnet wird. Dass Frauen raus kamen aus der ihnen zugedachten Ecke, andere Kleidung tragen konnten, ihnen andere Möglichkeiten eröffnet wurden, sie Zugang zu Bildung und Berufsleben erhielten … das alles kam nicht von selbst, sondern es wurde laut gefordert und in jahrzehntelanger Kleinarbeit erkämpft.


Noch als ich in der Schule war, und das ist noch nicht allzu lange her, erlebte ich die unselige „Rabenmutterdiskussion“ in deren Verlauf massiv und höchst unfair versucht wurde, Müttern, die arbeiten, ein schlechtes Gewissen zu machen. Mittlerweile ist sie weitgehend passé. Es wurde gegen sie angeschrieben, angeschrien und auch gewütet.


Ihr aber schreibt, schreit und wütet fast nur gegen „den Feminismus“ und gegen Förderung von Frauen und Mädchen und nicht dafür, dass an eurer eigenen Situation endlich etwas geändert wird.
Mit dem Effekt, dass genau nichts für Männer passiert.


Warum stellt ihr euch nicht hin und fordert stattdessen lautstark Förderung für Jungsarbeit? Warum gründet ihr nicht Vereine, die, wie es ein bekannter Verein für Mädchen tut, nach dem Motto arbeiten „Junge / Mann sein kann man auf viele Weisen“? Warum gründet ihr nicht Männerhäuser, und fordert Geld dafür? Warum setzt ihr euch nicht für männliche Vergewaltigungsopfer ein? Warum unterstützt ihr nicht Hausmänner? Warum fordert ihr für euch nicht eine größere Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Warum gründet ihr nicht in großer Zahl Männerberatungsstellen, die Männern z. B. im Falle psychischer Probleme beistehen? Warum engagiert ihr euch nicht vehement gegen die Beschneidung von Jungen (ich lese dazu immer nur von feministischer Seite bis hin zu Terre des femmes)? Warum geht ihr nicht gegen das Stereotyp vom „starken Mann“ vor, das verdammt hohen Druck macht?


Es bringt nichts, daheim vorm PC zu sitzen und eure Wut und euren Hass in diversen Kommentarspalten auszubreiten.
So wie jetzt, wird sich nichts, gar nichts ändern.

Weil der Feminismus nicht euer Problem ist. Sondern starre, traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit.

Ordnung muss sein

Es gibt Menschen, die haben’s im Leben gerne bequem, Schublade hier, Stempel drauf dort, heißa, das Leben ist schön. Und einfach außerdem. Dumm nur, wenn da plötzlich Menschen kommen, die einem dieses einfache und nette Leben zerstören. Durch pure Anwesenheit. Geht das denn? Dürfen die das?


Nein, sie dürfen nicht. Und darum muss man selbstverständlich vor deren gefährlichen Umtrieben warnen. Speziell vor deren perfider „Gleichmacherei“. Gleichmacherei? Naja, also das ist das, wo der Stempel plötzlich nicht mehr passt und die Schublade zu klein ist. Und dann kann man ja nicht mehr aufräumen und es herrscht natürlich Chaos.


Ganz ehrlich? Es ist doch letzten Endes eben das, was manche Menschen so vehement vor angeblicher „Gleichmacherei“ warnen lässt – die Angst vor geschlechtlicher Uneindeutigkeit. Plötzlich sind da Männer, die offen zugeben, andere Männer zu lieben. Ein Teil von denen sieht vielleicht auch noch nicht so aus, wie „man“ sich einen Mann gemeinhin halt so vorzustellen hat. Dazu noch die lesbischen „Mannweiber“ und die „schlimmen Genderisten“. Und schon gerät die eigene kleine Welt aus den Fugen. Da hatte man vorher zwei so kleine hübsche Schubladen, eine blau und eine rosa, hier Töpfe, da Deckel und nun wollen so viele Menschen um einen herum einfach nicht mehr hineinpassen.


Einfachste Lösung: „Mit denen stimmt was nicht.“ Klar, wer nicht passt in diese zwei hübschen Schublädchen, muss irgendwie kaputt sein. „Geschlechtlich verwirrt“, wahlweise auch „verführt von den Genderisten oder den unsäglichen Queer-Leuten“. Und wenn man die Existenz von bösen (Ver-)Führern voraussetzt, wird die Welt gleich wieder ein bisschen weniger chaotisch. Da kann man wenigstens wieder eine Schublade aufmachen. Schwarz diesmal. Und außerdem sind es dann nicht mehr so viele, die anders sind, als man sich das vorstellt. Verführte kann man schließlich noch retten. Schublade zu.

Katholisch 2 oder „was ich mir wünsche“

Mal angenommen, es käme morgen ein Engel vorbei, der mir zusagt, dass ich 3 Dinge an meiner Kirche ändern könne, wären das auf jeden Fall diese:


1. Demokratisierung: Die Kirche funktioniert heute noch ähnlich wie das deutsche Kaisertum im Mittelalter. Der jeweilige Papst ernennt Kardinäle (Kurfürsten), die ihrerseits wieder den neuen Papst wählen. Das halte ich für absolut unzeitgemäß und undemokratisch, auch den ursprünglichen Prämissen der Kirche zuwiderlaufend.
Es gibt weltweit knapp 3.000 römisch-katholische Diözesen. Es wäre für unsere Weltkirche absolut kein unrealistisches Szenario, dass die Katholiken der jeweiligen Diözese ihren Bischof schlicht selbst wählen. Wahlberechtigt bei der Papstwahl wären dann die gewählten Bischöfe der Diözesen + idealerweise eine weitere gewählte Person aus dem „Kirchenvolk“, sprich, ein Laie.
Der Aufwand bei einer Papstwahl, die ohnehin nicht so häufig vorkommt, wäre natürlich bei knapp 6.000 wahlberechtigten Personen hoch, aber für eine Weltkirche absolut bewältigbar.
Das Kardinalsamt wäre dann verzichtbar, die Strukturen würden etwas flacher.

Ich bin, wie ihr seht, keine Gegnerin einer zentralistischen Lösung, es hat durchaus etwas für sich, wenn es einen offiziellen Vertreter unserer Kirche gibt und sie sich nicht in einzelne Landeskirchen quasi „aufsplittert“.


2. Die Zulassung von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern und damit auch die Möglichkeit, sich zur Diakonin und zur Priesterin weihen zu lassen.
Es gibt biblisch keinen Hinweis darauf, dass Jesus Christus Frauen als minderwertiger oder unwissender als Männer angesehen hätte. Im Gegenteil, er hat Frauen (beispielsweise Maria von Bethanien oder auch die Samariterin am Brunnen) genauso unterrichtet wie seine männlichen Jünger. Ihm nahe Frauen fanden das leere Grab und wurden zur Verkündigung seiner Auferstehung zu seinen restlichen Jüngern geschickt. Auch die quasi einzige Begründung gegen die Öffnung des Priesteramtes für Frauen ist hinfällig: Weil Jesus Kreis der 12 nur aus Männern bestand, sieht man sich angeblich außerstande, Frauen zu weihen.
Selbstverständlich aber waren alle 12 der Apostel auch Juden. Davon, das Priesteramt deshalb ausschließlich für Menschen jüdischer Abstammung zu öffnen, ist man aber bereits in den ersten Jahrzehnten nach Christi Tod abgekommen. Warum man dann sklavisch an einer Nichtöffnung des Priesteramtes für Frauen festhält, ist in diesem Kontext völlig unverständlich.
Dazu kommt noch ein weiterer entscheidender Faktor: Es gibt in der katholischen Kirche die Vorstellung einer Berufung zum Priesteramt durch Gott selbst (der sogenannte Ruf). Nun gibt es weltweit zahlreiche Frauen, die von ganz ähnlichen Berufungserfahrungen berichten wie geweihte Priester. Nimmt man es ernst, dass Gott selbst diese Menschen ruft, ist die Verweigerung des Priesteramtes für Frauen Sünde, weil man sich gerade damit gegen den Willen Gottes stellt (indem man die berufenen Frauen daran hindert, ihrem Ruf zu folgen). Sich gegen Gottes Willen zu stellen aber ist, ich wiederhole mich, Sünde.


3. Die Gleichstellung von homosexuellen Menschen
Tatsächlich gibt es nur sehr wenige Bibelstellen, die sich mit Homosexualität beschäftigen. Von Jesus selbst sind uns sogar gar keine Worte zum Thema Homosexualität überliefert. Warum so mancher offizielle Würdenträger die Ablehnung von Homosexualität (v. a. von männlicher Homosexualität) ins Zentrum seines Katholizismus stellt, ist mir darum absolut schleierhaft.
Die beiden Textstellen im AT, die sich ganz explizit gegen Homosexualität richten, finden sich beide im Leviticus (18,22 und 20,13), einem Kompendium alter Gesetze, an die sich in ihrer Mehrzahl, ganz ehrlich, weder die offizielle katholische Kirche noch ihre Gläubigen halten. Ansonsten hat sich nur Paulus, und auch er eher nebenbei, Jahre nach Jesus Tod gegen Homosexualität erklärt (1 Kor 6,9; Röm 1,26-27; 1 Tim 1,10)

Er aber meinte damit ganz eindeutig eine ganz bestimmte Form der Homosexualität, nämlich die sog. „Päderastie“, die im hellenistischen Raum weit verbreitet war: Die Beziehung zwischen einem älteren Mann und einem Kind/Jugendlichen also. Die katholische Kirche bezieht ihre derart zentrale Ablehnung von Homosexualität also in erster Linie aus zwei Stellen des Leviticus (der ihr ansonsten wenig gilt) und kurzen Äußerungen des Apostels Paulus zur Päderastie.
Im äußersten Notfall könnte man aus der Schöpfungsgeschichte und Jesus Worten zum Wesen der Ehe (Ehescheidungsverbot) so etwas wie eine „gottgewollte Ordnung“ basteln, aber keine der beiden Stellen richtet sich gegen Homosexualität als Spielart menschlicher Liebe.


Nun werden sich einige wundern, warum ich die beiden Streitthemen „Zölibat“ und „geschiedene Wiederverheiratete“ nicht nenne.

Der Grund ist: Ich finde sie nicht zentral. Den Zölibat kann man durchaus abschaffen, es gibt aber auch gute Gründe dafür (u. a. die, sich vollständig dem Dienst für Gott zu widmen und die Gefahr einer „Ämtervererbung“). Was geschiedene Wiederverheiratete betrifft, gibt es hier tatsächlich klare Jesusworte, die eine Ehescheidung verbieten (z. B. Mt 5,27 ff und Lk 16,18), insofern ist die Position der katholischen Kirche hier weitgehend legitim (zumindest, was eine erneute kirchliche Verheiratung betrifft). Allerdings sehe ich nicht ein, warum man geschiedene und dann wiederverheiratete Menschen von der Kommunion ausschließen sollte. Jesus selbst hat sich oft genug mit Menschen an einen Tisch gesetzt, die in seinen Augen etwas falsch gemacht hatten. Warum also sollte seine Kirche hier anders handeln?

Ich gebe Frauen aus religiösen Gründen nicht die Hand – voll okay, oder was?

Diesmal ein kleiner Artikel außer der Tour und, zugegeben, in großer Wut geschrieben:

Heute las ich, dass der niederländische Fußballprofi Nacer Barazite einer Reporterin, die ihn interviewte, nicht die Hand geben wollte „aus religiösen Gründen“.

Und, jetzt kommt der wirklich interessante Teil, dies war offenbar von seinem Verein, dem FC Utrecht, bereits letztes Jahr so kommuniziert und für völlig in Ordnung befunden worden. Und von den Medien, denen dies mitgeteilt worden war, war das Verhalten des Vereins und seines Spielers auch nicht kritisiert oder gar abgelehnt worden


Man stelle sich jetzt einfach mal vor, ein Profifußballer würde dunkelhäutigen Menschen „aus religiösen Gründen“ nicht die Hand reichen und sein Verein fände das total okay und würde dies den Medien entsprechend mitteilen. Was würde passieren?


Das ist nun etwas, was ich als völlig falsch verstandene Toleranz sehe. Es handelt sich letzten Endes um Toleranz oder gar Akzeptanz der Verachtung einer ganzen Bevölkerungsgruppe. Warum soll das plötzlich okay sein, weil es um Frauen und um „religiöse Gründe“ geht?


Es ist dieselbe merkwürdige Einstellung, die z. B. das olympische Komitee jahrelang völlig zu Recht Südafrika wegen dessen Apartheidspolitik auschließen ließ, während auf der anderen Seite Länder wie Katar oder Saudi Arabien, die dieselbe Apartheidspolitik gegenüber weiblichen Sportlern betreiben, ganz selbstverständlich teilnehmen dürfen.


Ich muss daraus schließen, dass Frauen offenbar in Teilen der Bevölkerung tatsächlich als minderwertig angesehen werden. Traurigerweise in solchen, denen ich mich eigentlich zugehörig fühle. Und das finde ich völlig inakzeptabel. Wenn man sich normalerweise für Frauenrechte stark macht, warum dann nicht auch hier? Warum findet man so ein Verhalten plötzlich tolerabel? Das ist mir wirklich völlig unverständlich.

Ende der Durchsage.

Wer ist denn bitte heutzutage noch katholisch?

Katholisch ist mittlerweile ein Synonym für reaktionäres Gedankengut, rückwärtsgewandte Lebensweise und Intoleranz.


Leider bestätigen diverse kirchliche Würdenträger diese Vorurteile immer wieder aufs Neue, indem sie, wie gerade wieder Kardinal Robert Sarah aus Guinea, homophobe und frauenfeindliche Aussagen machen, die allerdings durchaus auch der Stimmung in ihren Herkunftsländern entsprechen (in vielen afrikanischen Staaten herrscht derzeit ein furchtbares Klima der Einschüchterung und Gewalt gegenüber homosexuellen Menschen). Und dazu kommen Menschen wie Birgit Kelle, die ihren Katholizismus als Monstranz vor sich hertragen, wenn sie Veranstaltungen wie die „Demo für alle“ organisieren und leider zu wenig Widerspruch aus katholischen Kreisen dafür ernten.


An der Amtskirche (und dem Katholizismus kellescher Prägung) könnte ich manchmal tatsächlich verzweifeln. Dann aber sehe ich auf die Gemeinden in meiner Nähe und stelle zum wiederholten Male fest, dass ich kaum so viele mitfühlende, tolerante, weltoffene, sozial und politisch engagierte sowie hilfsbereite Menschen treffe wie eben dort. Selbstverständlich finden sich auch zahlreiche konservativ-reaktionäre Einstellungen aber eben nicht nur, nicht einmal in der Mehrzahl und oft sind eben diese Menschen auch nur in Teilbereichen so eingestellt und lassen sich auch durchaus überzeugen.

Und auf der anderen Seite: Menschen, die verzweifelt sind, finden dort Hilfe, alte Menschen einen Lebensmittelpunkt, Familien Unterstützung und ganz unterschiedliche Menschen eine gelebte Gemeinschaft.


Das alles trifft auch auf die evangelischen-lutherischen Kirchen zu, die ich kenne. Nun bin ich aber katholisch sozialisiert und die sehr nüchterne evangelische Herangehensweise an den Glauben, die das Wort in den Mittelpunkt stellt, entspricht mir nicht. Tatsächlich glaube ich an die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesus Christus. Darüber mag sich so mancher Leser nun amüsieren, dürft ihr gerne, es ist aber Teil meines Glaubens, den ich bitte, so zu akzeptieren.


Ich bin aufgewachsen mit Festen wie Fronleichnam, Christi Himmelfahrt, Allerheiligen und Heiligenfesten wie Sankt Martin, Nikolaus und Sankt Barbara sowie Ritualen/Sakramenten wie der Beichte oder der Krankensalbung. Alle positiv besetzt, niemals in irgendeiner Weise als Strafe oder angstmachend vermittelt.


Ich wünsche mir, was das System betrifft, vieles anders (dazu mehr am Sonntag), erlebe aber, was die Kirche an der Basis betrifft, wesentlich mehr Positives als Negatives.
Das was immer wieder fast hysterisch in der Presse als „typisch katholisch“ aufscheint, hat mit meiner Lebenswirklichkeit als Katholikin tatsächlich wenig bis nichts zu tun.