Ordnung muss sein

Es gibt Menschen, die haben’s im Leben gerne bequem, Schublade hier, Stempel drauf dort, heißa, das Leben ist schön. Und einfach außerdem. Dumm nur, wenn da plötzlich Menschen kommen, die einem dieses einfache und nette Leben zerstören. Durch pure Anwesenheit. Geht das denn? Dürfen die das?


Nein, sie dürfen nicht. Und darum muss man selbstverständlich vor deren gefährlichen Umtrieben warnen. Speziell vor deren perfider „Gleichmacherei“. Gleichmacherei? Naja, also das ist das, wo der Stempel plötzlich nicht mehr passt und die Schublade zu klein ist. Und dann kann man ja nicht mehr aufräumen und es herrscht natürlich Chaos.


Ganz ehrlich? Es ist doch letzten Endes eben das, was manche Menschen so vehement vor angeblicher „Gleichmacherei“ warnen lässt – die Angst vor geschlechtlicher Uneindeutigkeit. Plötzlich sind da Männer, die offen zugeben, andere Männer zu lieben. Ein Teil von denen sieht vielleicht auch noch nicht so aus, wie „man“ sich einen Mann gemeinhin halt so vorzustellen hat. Dazu noch die lesbischen „Mannweiber“ und die „schlimmen Genderisten“. Und schon gerät die eigene kleine Welt aus den Fugen. Da hatte man vorher zwei so kleine hübsche Schubladen, eine blau und eine rosa, hier Töpfe, da Deckel und nun wollen so viele Menschen um einen herum einfach nicht mehr hineinpassen.


Einfachste Lösung: „Mit denen stimmt was nicht.“ Klar, wer nicht passt in diese zwei hübschen Schublädchen, muss irgendwie kaputt sein. „Geschlechtlich verwirrt“, wahlweise auch „verführt von den Genderisten oder den unsäglichen Queer-Leuten“. Und wenn man die Existenz von bösen (Ver-)Führern voraussetzt, wird die Welt gleich wieder ein bisschen weniger chaotisch. Da kann man wenigstens wieder eine Schublade aufmachen. Schwarz diesmal. Und außerdem sind es dann nicht mehr so viele, die anders sind, als man sich das vorstellt. Verführte kann man schließlich noch retten. Schublade zu.