Auf Spiegel wird Sybille Bergs aktuelle Kolumne zum Thema Mädchen, MINT-Fächer, rosa Prinzessinen und Einhörner ja gerade heiß diskutiert.
Ich bin ja jemand, der die Ansicht vertritt, das Kind weitgehend (aber auch nicht nur) selbst entscheiden zu lassen, was es tragen will oder mit was es spielen mag. Andererseits stößt diese Einstellung schon manchmal sehr an ihre Grenzen, wenn eindeutig nur noch Freunde bzw. Freundinnen imitiert werden und das ganze nichts „Eigenes“ mehr hat. Meist beginnt diese starke Beeinflussung durch die Peer Group im zweiten Kindergartenjahr, also so mit 4. Und, ich gebe es zu, ich finde das überhaupt nicht einfach.
So habe ich prinzipiell – bei beiden Geschlechtern – wenig gegen Rosa, Glitzer und Einhörner. Schlimm finde ich es allerdings, wenn es völlig überhand nimmt und einseitig klischeemäßig wird. Es erklärte z. B. meine Kleine nach mehreren Folgen Lillifee im Brustton der Überzeugung „Wenn ich mal groß bin, will ich Prinzessin, Fee und Ballerina werden, oder wenigstens eins von den Dreien“. Da musste ich schon schlucken. Sehr zukunftsträchtige Berufe, das ^^.
Oder dasselbe Kind verweigerte im Winter jedwede Hose, weil ihre Freundinnen angeblich nur Kleider tragen würden. Interessanterweise sah sie dabei nur das Vorbild der beiden Freundinnen, die sehr klischeemäßig auftraten und nicht das Vorbild der beiden Freundinnen, die durchaus auch Hosen und Fußballshirts trugen. Sie hatte dann eine handfeste Erkältung, trotz dicker Strumpfhose und ich hätte mich in den Allerwertesten beißen können, weil ich dem Unsinn nachgegeben habe.
Als sehr problematisch erachte ich übrigens eigentlich nicht das Glitzer, das Rosa und die Pferdchen, sondern die Tatsache, dass viele Eltern nicht einmal versuchen, ihre Mädchen für MINT-Fächer zu interessieren (warum sollten sich Mathe und Glitzer denn eigentlich widersprechen?) und viele Serien und Bücher für Mädchen genau das unterstützen. Nach dem Motto „interessiert sie ja eh nicht, ist ja ein Mädchen“. Das ist dann, als würden Eltern ihr Kind von klein auf vor die Glotze packen, es nie an die frische Luft lassen, ihm den ganzen Tag Fastfood zu futtern geben und sich hinterher darüber wundern, warum um alles in der Welt das Kind so dick ist und unsportlich noch dazu und außerdem kein Gemüse mag.
Wie wäre es mal mit „Lillifee und das rosa Mathemonster“? Das dürfen dann gerne auch Jungs lesen ;-).
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