Weihnachten ohne Christkind?

Ein weihnachtliches Thema passend zum Fest, aber mit durchaus Diskussionspotential (eure Meinung dazu interessiert mich wie immer).

Es wird ja alle Jahre wieder bedauert, wie sehr Weihnachten zum bloßen Konsumfest im schlechtesten Falle und zum bloßen „Ich treffe meine Familie“-Fest im besten Falle verkommen wäre.

Und klar, da ist viel Wahres dran. Weihnachten wird mittlerweile weltweit gefeiert und mit seinem ursprünglichen Sinn, der Geburt von Jesus Christus und in unserem (also dem christlichen) Verständnis Gottes Sohn und damit dem zweitwichtigsten christlichen Fest hat das meiste davon wenig zu tun. Weder die WeihnachtsmannundElfen-Konsumwelten in amerikanischen Kaufhäusern, noch die romantische Paarversion in Japan, oder die teils kitschige Wintermärchen-Christkindlmarkt-Romantik in Österreich und Deutschland und nicht einmal die zahlreichen Weihnachtsfilme im TV.

Zur Kirche gehen die meisten (die überhaupt gehen) allenfalls noch aus Nostalgie, um ein paar Tränchen zu verdrücken und weil „man da so schön Stille Nacht mit allen Leuten vor dem großen Christbaum“ singen kann. Im Volksmund heißt dieses Phänomen O(h)We(h)-Christen (Ostern-Weihnachten-Christen)

Ich muss sagen, ich bin in der Frage trotzdem etwas zwiegespalten. Denn klar, ich bin Christin und die Reduktion dieses wichtigen christlichen Festes auf Konsum und Essen und bisschen Urlaub, dazu vielleicht noch ein paar besinnliche Tränchen in der Kirche beim Singen als Dreingabe, das alles schmeckt mir nicht so besonders.

Auf der anderen Seite aber denke ich mir dann immer wieder mal „Hey, warum denn so negativ? Weihnachten, DER Exportschlager des Christentums und irgendwie auch ein Fest weltweiter Toleranz und Harmonie“.

In der Schule und im Kindergarten basteln Kinder von Atheisten, christliche, muslimische, buddhistische Kinder in wunderbarer Eintracht Sterne, Glocken und Engel und singen Weihnachtslieder, man trifft sich im Kollegenkreis zur Weihnachtsfeier. Nachbarn, die sonst kaum ein Wort miteinander wechseln, beschenken sich, in der Kirche sieht man endlich mal wieder andere Gesichter als die ewig gleichen Nasen 🙂 (nix gegen die, aber es ist doch schön) und vielleicht denkt doch der ein oder andere zwischen Glühwein und Plätzchen an den Sinn des Festes. Immerhin hört man recht häufig die Weihnachtsgeschichte, ist konfrontiert mit der eigentlich unglamourösen und armen Geburt Gottes in einem kleinen Stall in einer kleinen, unwichtigen Stadt, deren Zeuge ein paar arme Hirten wurden und man kommt vielleicht ins Grübeln. Nächstenliebe steht irgendwie doch hoch im Kurs – zumindest steigt die Spendenbereitschaft nach wie vor enorm an.

Man denkt an Familie und Freunde und was sie einem bedeuten, trotz allem Stress.

Will man negativ sein, kann man das selbstverständlich unter „scheinheilig“ und „toll, sonst nie, aber da …“ verbuchen, aber hey, wenigstens einmal im Jahr hat das alles Platz. Warum also nicht?

In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Lesern ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!