Herkunftsfragen … Welche Rollen spielen Milieus heute noch?

Okay, das hier wird einerseits ein sehr persönlicher Beitrag, andererseits möchte ich in dem Zusammenhang aber auch einige gesamtgesellschaftliche Fragen aufwerfen.

In meinem Umfeld gibt es sehr selten Ehen, in denen die Partner aus unterschiedlichen sozialen Milieus kommen. Eigentlich weiß ich nur eine weitere, da war die Frau aus der „Arbeiterschicht“ (modern auch „prekäres-traditionelles Milieu“) und hatte eine kleine Ausbildung gemacht und er aus gutbürgerlichem Hause und studiert, diese Ehe ist aber mittlerweile mit Pauken und Trompeten gescheitert.

Ansonsten gibt es nur noch uns. Auf gewisse Art und Weise sind wir ein Sonderfall, da mein Mann ein „aufgestiegenes Arbeiterkind“ ist. Meine Urgroßeltern waren teilweise auch noch Bauern und Kleinbürger, aber mit hohem Bildungsanspruch, so dass es bereits in der Generation meiner Großeltern einen großen Anteil an Lehrern und Juristen gab.

Teilweise laufen wir in der Beurteilung durch unser soziales Umfelds unter „The Lady and the Tramp“.

Mein Mann und ich sind uns charakterlich sehr ähnlich, aber es fallen immer noch einige deutliche Unterschiede und damit auch Reibungspunkte auf, die recht eindeutig aus den Herkunftsfamilien resultieren, als da wären:

a) So lächerlich es klingt: Ein Streitpunkt zwischen uns ist bis heute die Wäsche. Für mich hat die fest und geruchsarm zu sein, sonst ekelt es mich – weichgespülte Wäsche, igitt. Für meinen Mann ist sie nur dann „frisch“, wenn ein billiges, stark künstlich riechendes Waschmittel verwendet wird und das ganze dann noch mit tonnenweise Weichspüler labbrig gespült wird. Das klingt doof, aber tatsächlich ist das echt ein Reibungspunkt im Alltag. Und es ist etwas, was meiner Erfahrung nach tatsächlich milieuspezifisch ist.

b) Der Umgang mit Medienkonsum v. a. Fernseher. Ich durfte nur sehr sehr reduziert fernsehen und nur Ausgewähltes (war oft auch sehr nervig). Bei meinem Mann daheim lief quasi 24/h täglich die Glotze. Das hat bis heute zur Folge, dass ich die Kinder eher weniger und mit schlechtem Gewissen gucken lässt, er einen nunja … eher sehr freien Umgang mit dem Thema Fernsehen hat.

3. Essen. Für Vollkornbrot und Gemüse ist mein Mann bis heute nur bedingt zu erwärmen – er hat ein Faible für Fastfood. Ich muss auch zugeben, dass ich als Kind so sehr gesund (über-)gefüttert wurde, dass mich das teils nicht so stört, aber seit wir die Kinder haben, meldet sich da schon oft das schlechte Gewissen bei mir. Mein Mann würde den Kindern aber bedenkenlos eine Kombination aus Milchschnitte, Apfel und Bifi mit in die Schule geben, während ich eher die Vollkornbrote mit Frischkäse und Gurke schmiere (naja, welche Pause haben die Kinder wohl lieber …).

4. Der Umgang mit Alkohol auf Feiern. Bei mir in der Familie ist es halt so auf Familienfeiern: Alle möglichen Darbietungen, viel Geplauder, dazu gutes Essen und etwas Wein oder Bier für die Erwachsenen und das auch nur in Maßen und wer will. Als ich das erste Mal auf einen Geburtstag bei meiner Schwiegerfamilie eingeladen war, war ich etwas entsetzt. Die Menschen waren warmherzig, das ja, aber „Feiern“hieß halt in erster Linie „Alkohol“. Und das viel. Und es wurde auch nicht so wirklich drauf geguckt, was ältere Kinder so trinken. Das war schon ein Kulturschock. Und obwohl mein Mann keinen Alkohol mag, hat sich das so eingegraben, dass er sich auf Feiern verpflichtet fühlt zu trinken.

5. Die Sprache. Mein Mann spricht oft sehr direkt und neigt zu dem derbem Humor seiner Herkunftsfamilie. Da er studiert hat, benützt er Fremdwörter aber dazu extrem häufig. Wesentlich häufiger als dies Menschen tun, die aus einem „Bildungshaushalt“ kommen. Diese, wie ich finde, recht niedliche, Kombination aus sehr direkter Sprache und dem Gebrauch sehr vieler Fremdwörter, ist recht typisch für die Akademiker aus Arbeiterfamilien, die ich kenne. Und sie stellt oft ein handfestes Problem dar, weil Menschen aus bildungsnahen Schichten oft deutlich indigniert (also peinlich berührt und naserümpfend) darauf reagieren – gerade auch auf die ihnen fremde Art von Humor (ich schließe mich da nichtmal völlig aus).

Alles in allem entstehen also doch im alltäglichen Zusammenleben einige Reibungspunkte. Ich frage mich, ob das der Grund ist, warum es doch so viele „milieuhomogene“ Ehen gibt?  Oder liegt dies schlicht daran, dass man sich überhaupt nicht kennenlernt, weil man wenig Berührungspunkte im täglichen Leben hat. Warum vermischen sich die Milieus so wenig?

Ebenfalls interessant finde ich die Frage, ob es Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eventuell eine Phase höherer sozialer Mobilität gab als heute? Ich habe dazu wenig gefunden. Aber tatsächlich fällt auf, dass sehr viele Akademiker von heute ursprünglich aus bäuerlichen oder kleinbürgerlichen Verhältnissen stammen – allerdings meist die Urgroßeltern oder allenfalls noch die Großeltern.

Ich habe den Eindruck, dass mein Mann und noch einige wenige andere Bekannte als „Aufsteiger“ die große Ausnahme darstellen. Ist die soziale Mobilität überhaupt gegeben? Oder spielt das Elternhaus, die Sprache und die Umgangsweise, die man dort lernt, doch so eine große Rolle dabei, ob man von bildungsnahen Schichten anerkannt und akzeptiert wird? Wenn man z. B. auf die politische Bühne schaut, gibt es dort erschreckend wenig Nicht-Akademiker bzw. Menschen mit einer Herkunft aus bildungsfernen Schichten.Woran liegt es? Weil sich Menschen aus diesen Milieus nicht für Politik interessieren? Weil sie mit den Umgangsformen des akademisch geprägten politischen Betriebes nicht zurecht kommen? Wie viele Menschen in gehobenen Berufen stammen ursprünglich aus bildungsfernen Milieus?

Und noch ein kleines, witziges Detail zum Schluss: Tatsächlich hat es auch meine Schwester zu einem „aufgestiegenen Arbeiterkind“ gezogen (ich habe sie, da sie weiter weg wohnt, jetzt oben nicht unserem direkten sozialen Umfeld zugerechnet). Das finde ich, aufgrund der ziemlich geringen „Dichte“ in unserem Umfeld, doch sehr interessant.

 

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71 Gedanken zu “Herkunftsfragen … Welche Rollen spielen Milieus heute noch?

  1. Vielleicht liegt es auch daran, dass heute noch in bestimmten Kreisen ein Standesdünkel vorherrscht? Dass Menschen abgelehnt werden, weil die Herkunft nicht passt?

    Das ist mir selbst passiert. Ich lernte eine Frau kennen, mit der ich mir eine Beziehung vorstellen konnte. Wir waren uns sympathisch. Wir lagen auf einem ähnlichen geistigen Niveau. Bis sie erfuhr, dass mein Bildungsabschlusss nicht ihren Vorstellungen entspricht. So nach dem Motto: Der macht auf intellektuell, ist es aber nicht. Als ob die Bildung, der Habitus eines Menschen von einem Papier abhängig ist. Ich habe mein Bildungshorizont durch Hobbies wie Geschichte und viel Lesen erweitert. Aber das reicht manchen Menschen nicht. Auf das Papier kommt es an und sonst gar nichts!! Ich habe der Frau einen schönen Abend gewünscht.

    Manche Menschen bilden sich auf ihre Herkunft eine Menge ein. Sie merken nur nicht, wie armselig ihre Denkweise ist.

    Aber Magret, jetzt mal im Ernst: Meinst Du wirklich, dass Vorlieben für frische Wäsche etwas mit dem Herkunftsmilieu zu tun haben? Und Fast Food mögen bestimmt auch die verwöhnten Menschen aus den „besseren Kreisen“ , die nicht mal ansatzweise wissen, was ein Küchenherd ist.

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    1. „Aber Magret, jetzt mal im Ernst: Meinst Du wirklich, dass Vorlieben für frische Wäsche etwas mit dem Herkunftsmilieu zu tun haben? Und Fast Food mögen bestimmt auch die verwöhnten Menschen aus den „besseren Kreisen“ , die nicht mal ansatzweise wissen, was ein Küchenherd ist.“

      Nicht „frische Wäsche“ sondern das, was man darunter versteht. Es ist einfach meine Beobachtung: In bürgerlichen, oft auch alternativ angehauchten bildungsnahnen Milieus ist es total verpöhnt, Weichspüler zu benutzen und man greift eher auf teure, oft ökologische Waschmittel zurück. Und im „Kleinbürgertum“, ist es tatsächlich so, zumindest in allen Fällen, die ich kenne, dass Wäsche dann als „rein“ gilt, wenn sie stark nach Waschmittel riecht (also künstlichen Aromen, was eher bei den billigeren Waschmitteln der Fall ist) und v. a. viel Weichspüler verwendet wird. Man könnte ja mal eine Umfrage starten :-).

      „Und Fast Food mögen bestimmt auch die verwöhnten Menschen aus den „besseren Kreisen“

      Ja, aber man ist da gesundheitsbewusster. Das Fast Food ist dann ein anderes. Oft bio, mehr Gemüse, weniger Fleisch, mehr Fisch, weniger Mäccie. Für Fast Food ist der Zusammenhang zwischen häufigem Konsum und Herkunft/ Einkommen sogar nachgewiesen.

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      1. Frische Wäsche beiseite (ich mag Weichspüler des Geruchs und des Inbegriffs der Chemie halber schon nicht), ich schlage noch Himmelfarb, The De-Moralization of Society vor.
        Amüsanterweise zerschlägt die „Intersektionalitätstheorie“ die Grundlagen der Gemeinsamkeit. Etwas ähnliches hat schon Marx unternommen. Aus ähnlichen Gründen scheitert das.

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    2. Das „Papier“ hat gewisse Aussagekraft. (Es ist eines der Wahrscheinlichkeitsmerkmale denen gegenüber Margret manchmal abgeneigt ist.) Das gilt sowohl im Hinblick auf Fähigkeiten, auf Persönlichkeitsmerkmale, als auch in Bezug auf Einkommen. In jeweiligen „Kreisen“ gelten unterschiedliche kulturelle Regeln, und Wertordnungen. Es spricht einiges dafür, jemanden auszuwählen, der kompatibel ist.

      Wenn du ein Faible für Geschichte hast, dürftest du Ansatzweise auch die Bindung an Tradition, und ihre Anziehungskraft verstehen. Teil etwas größeren und gemeinsamen zu sein hat etwas, und es ist besonders. Du könntest festhalten, dass es etwas hat, wenn man Traditionen bricht, und sich in Widerspruch setzt. Das würde aber schlicht bedeuten, dass an beidem etwas ist, würde ihr Verhalten also nicht einfacht schlecht machen.

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  2. „Aber tatsächlich fällt auf, dass sehr viele Akademiker von heute ursprünglich aus bäuerlichen oder kleinbürgerlichen Verhältnissen stammen – allerdings meist die Urgroßeltern oder allenfalls noch die Großeltern.“

    Du solltest die Verwerfungen – geradezu ein Umsturz – durch die Industrialisierung beachten. Die mag der offensichtlichen Kontinuität Abbruch tun, also eine trügerische Anomalie sein.

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  3. Mit gewissem Bezug: „We integrated multiple nationwide administrative databases and electronic medical records with the four-decade-long Dunedin birth cohort study to test child-to-adult prediction in a different way, using a population-segmentation approach. (…) Adult outcomes were concentrated as anticipated from the Pareto principle (that is, the 80–20 rule). Cumulative distribution functions showed that in each of the eight social and health sectors where we collected data, 20% of the individuals consistently accounted for a disproportionate share (close to 80%) of the outcome (Fig. 1). These distributions led us to operationally define a high-cost group in each sector as the 20% of the cohort members who accounted for a disproportionate share in that sector.

    We observed that members of the high-cost group in every sector could be differentiated from their peers by the same four childhood disadvantages: they tended to have grown up in more socioeconomically deprived environments; to have experienced child maltreatment; to have scored poorly on childhood IQ tests; and to have exhibited low childhood self-control.“ Avshalom, et al, Childhood forecasting of a small segment of the population with large economic burden, Nature Human Behavior 2016. Open access: http://www.nature.com/articles/s41562-016-0005

    I’ve mentioned the Pareto principle before. It’s pretty interesting.

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  4. Ich denke, dass die Vorlieben z.T. davon abhängen, was man gewohnt ist. Gerade beim Essen ist mir auch schon aufgefallen, dass zum Beispiel ein Freund von mir Fertigschnitzel aus der Tiefkühltruhe eines Discounter als gut schmeckend empfindet (diese finde ich selbst sogar beinahe widerlich, da man schon fast die Konservierungsstoffe und Chemie mehr schmeckt als Fleisch).
    Ich persönlich kaufe Fleisch und Aufschnitt etc. fast ausschließlich beim Metzger, nur in Ausnahmefällen im Supermarkt und Discounter und diese Ausnahmefälle bereue ich jedes Mal wieder – es schmeckt einfach nicht. Und natürlich ist das Gewöhnung. Ich selber komme eher nicht aus einer akademischen Familie bzw. sind meine Eltern auch eher ungleich, was die Herkunft angeht: Die Familie meines Vaters ist eher bildungsnah und alle seine Geschwister haben Abitur (teilweise studiert), er als einziger nicht. Die Familie meiner Mutter ist eher das, was man als bildungsfern bezeichnet: Vater Alkoholiker, Bruder schon als Jugendlicher kriminell etc.

    Bei uns Zuhause gab es fast nur Fertiggerichte und haufenweise vom Discounter und damals fand ich das auch in Ordnung und gut schmeckend genug – Gewöhnung eben.

    Was das Phänomen mit den Fremdwörtern angeht, würde ich das so nicht bestätigen. Wobei ich je nach Kontext eine etwas andere Sprache verwende. Bei mir in der Heimat (eine Art Ghetto), eher das, was wir scherzhaft immer als „Asideutsch“ bezeichneten. Also viel „Alter“, „Digga“ und eher flexible Grammatik. In anderem Kontext aber verwende ich wohl eine Sprache mit gutem bzw. normalem Ausdruck.
    Fremdwörter eher selten, wenn ich für etwas eben kein anderes Wort weiß. Mich persönlich hat elitäres Gehabe, welches ich unter anderem mit der Nutzung vieler Fremdwörter (und auch mit „ich schau die Serie ja nur im Original“ ) verbinde, immer abgestoßen.

    Was Weichspüler angeht, das würde ich auch bestätigen: Ich habe es gehasst, dass meine Mutter selbst Handtücher mit Weichspüler gewaschen hat, wodurch diese nach meinem Empfinden nicht richtige abtrockneten. Handtücher müssen hart sein, damit man sich vernünftig abtrocknen kann.
    Aber den Geruch mag ich manchmal auch 😉

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    1. „Aber den Geruch mag ich manchmal auch“

      Das ist ja an sich auch nichts Schlechtes. Es ist für mich nur immer faszinierend, wie sehr sich unsere Vorstellungen von „die Wäsche ist frisch und angenehm“ unterscheiden. Tatsächlich kommen wir uns darüber immer wieder in die Haare :-).

      „Was das Phänomen mit den Fremdwörtern angeht, würde ich das so nicht bestätigen.“

      Das ist mir bisher v. a. bei „aufgestiegenen“ Kindern aus eher unteren Milieus aufgefallen. Eine interessante Mischung aus sehr klarer, sehr direkter Sprache und eher vielen Fremdwörtern.

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      1. „Das ist ja an sich auch nichts Schlechtes. Es ist für mich nur immer faszinierend, wie sehr sich unsere Vorstellungen von „die Wäsche ist frisch und angenehm“ unterscheiden. Tatsächlich kommen wir uns darüber immer wieder in die Haare :-).“

        Für wie wahrscheinlich hältst du es, dass es dabei um einen tieferen Konflikt geht, der sich um eure Herkunft (und Werte) dreht?

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      2. „@ Stephan So Schatzi, mal was anderes. Du hast Anne Nühm also zugetragen, sie solle mal wieder was über einen Beitrag von mir schreiben? Böser Junge!“

        Nein. Nicht mal ansatzweise. Mir gefällt, dass du den Eindruck äußerst. (Und es ist eine nette Fügung, dass ich deine Frage beim allgemeinen Lesen gesehen habe; eine Benachrichtung via wordpress gab es für sie nicht.) Mir missfällt der Gedanke solchen Verhaltens, das tat er auch schon, als ich es bei Anne erwähnt sah. Das Zusammenspiel von „Instigator“ (~ Anstifter) und Anne finde ich merkwürdig, einschließlich des Nicht-Erwähnens der Quelle. Das ist allerdings weitgehend gefühlsmäßig, ich hab‘ es nicht gänzlich durchdacht*. Wenn du etwas wissen willst, frag mich. Du darfst direkt sein.

        Es trägt sich selten zu, dass ich zutrage. Das widerspricht grundsätzlich meiner Überheblichkeit.

        *Und „Schatzi“ hat mich abgelenkt.

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      3. „Ich war durchaus versucht, dir an den Haaren zu ziehen.“

        Ohoh. Provokation. Willst Du etwa doch noch erzogen werden?

        „Zickige Fee.“

        Fee? Nein, ich fürchte, das Attribut ist nicht ganz passend bei mir. Obwohl, vielleicht Maleficent …

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      4. Oh, jetzt will Miss Lehrerin statt Zutragens etwas Vorgetragen. (Hm… Ode and die Antipode.) Welche Form?

        Am Rande bemerkt, ein Schreibtisch wird nur richtig eingerichtet wenn eine Lehrerin darüber gebeugt ist.

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      5. „Oh, jetzt will Miss Lehrerin statt Zutragens etwas Vorgetragen.“ Sicher. Sowas nennt man „abfragen“. Allerdings: Lehrerin geht zu weit. Mehr ein mütterlicher Erziehungsimpuls, Du verstehst?

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      6. Ja, was Fangfragen anbelangt bin ich ausgesprochen verständnisvoll. Hinter – unter – deiner Erziehung bist du impulsiv. Dein mütterliches Element ist mannigfaltig. Des Elements des Gentlemans wegen nenne ich dich kurvenreich, statt faltenreich.

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      7. Das war jetzt etwas wenig einfallsreich. Aber ich gebe zu: Die Kurvendiskussion an sich ist es.

        Und du lenkst ab: Was genau ist dir denn nun zu kurvig an meinem Blog? Sollte ich ein wenig eindimensionaler auftreten?

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      8. Das war etwas einfältig: Nicht „zu“ kurvenreich. Kurvenreichtum ist wertvoll, und du bist eigentümlich. Reizvoll, wenn du aufhörst zu tun, was sich gehört, weil du weist, was sich gehört.

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      9. Im Gegenteil. Meiner Einschätzung nach fehlt (wahren) Atheisten ein Element. Glaube (dieses Element) kann einiges andere verdrängen (was die entsprechenden religiösen Personen weniger komplex, „ärmer“, macht). Das ist aber nicht zwangsläufig. Bei dir ist es nicht der Fall. Es gibt kruvenarme religiöse Menschen. Du bist eine kurvenreiche religiöse Frau. — Bis du das verstehst, nenne ich dich nicht Heilige und Hure.

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      10. „Das Zusammenspiel von „Instigator“ (~ Anstifter) und Anne finde ich merkwürdig, einschließlich des Nicht-Erwähnens der Quelle.“

        Vermutlich fürchtet sie, sie könne mir Klicks verschaffen oder ähnliches ^^. Oder jemand könne mir zustimmen (was ja interessanterweise im Kommentarbereich dennoch mehrfach geschehen ist). Ich ging aufgrund von Stil und Ausdruck davon aus, Du wärest der ominöse N. N.. Wie gesagt, so viel zu weiblicher Intuition :-D.

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      11. „Welcher Stil und Ausdruck war das?“

        N. N. lobte Anne auf eine etwas „andienende“ Weise. Ist nicht abwertend gemeint, ich halte da sogar was von.

        „Wenn du so weiter machst, verschaffst du dem Ganzen Klicks.“

        Ist egal. Mich amüsiert das.

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      12. P.S.:

        Ich bin immer noch leicht konsterniert, sowie von der Situation beleidigt, dass ich jemand anderen in einem Moment der Unaufmerksamkeit für dich gehalten habe. — Hormone.

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      13. „Ich hab ja ein gewisses Faible für Jungs, die mich provozieren, um Aufmerksamkeit zu erregen“

        Mach dir nix draus. Eine gewisses Maß an Perversion ist uns ja irgendwie allen zu eigen 😉

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      14. Ja, weißt Du, da erwacht so ein, uhm, urmütterlicher Instinkt in mir, denjenigen zu erziehen.

        Geht mir bei Milo Yiannopoulos auch so. Naja, der will vermutlich nicht von mir erzogen werden. Aber vielleicht findet sich ja ein strenger Schwuler, der ihm mal ein paar Manieren beibringt. Nötig hätte er’s.

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  5. Ich denke nicht, dass bewusst Menschen aus einem anderen Milieu diskriminiert werden, sondern dass durch unterschiedliche Milieus schlicht sehr wenige Berührungspunkte (sowohl physisch, als auch thematisch) existieren.

    Ich selbst stamme eher aus einem Akademikerhaushalt, meine Freundin hingegen aus der „Unterschicht“. Während meine Eltern gebildet sind, arbeiten und einigermaßen gutgestellt sind, sind ihre Eltern wenig gebildet, arbeitslos und geschieden.

    Auch nach vielen Jahren merke ich immer noch gravierende Unterschiede in der Erziehung und vor allem auch in dem, was als selbstverständlich angesehen wird.

    Aber zurück zu meiner Ausgangsthese:

    1. Man kommt fast nie mit Personen des anderen Milieus in Kontakt. Meine Freundin ist die Einzige in meinem gesamten Freundeskreis, die kein Abitur hat und die einzige im engeren Freundeskreis, die nicht studiert hat.

    Wo soll man auch als Akademiker mit Nicht-Akademikern in Berührung kommen? Während des Studiums hat man sowohl im „Job“, als auch z.B. bei Freizeitbeschäftigungen über den Hochschulsport fast ausschließlich Kontakt zu anderen Akademikern. Im Beruf ist das normalerweise nicht anders. Selbst wenn in der Firma Nicht-Akademiker beschäftigt werden, dann meistens auf einer ganz anderen Ebene. Man hat also kaum Kontakt.

    Und Freunde von Freunden sind dann aus dem gleichen Grund eben auch wieder Akademiker.

    2. Selbst wenn man mal auf einen Nicht-Akademiker trifft: Die Themen und Interessengebiete sind einfach unglaublich verschieden. Es war für meine Freundin anfangs sehr hart Anschluss in meinem Freundeskreis zu finden (von ihrer Seite aus), da es einfach keine gemeinsamen Gesprächsthemen gab.
    Zunächst drehen sich viele Gespräche direkt um das Studium oder die Fachrichtung. Aber auch darüber hinaus geht es dann eher um z.B. Politik, was in ihrem Leben zuvor schlicht keine Rolle gespielt hat.

    3. Viele Probleme sind ganz andere. Während sich (viele) Akademiker Gedanken darüber machen, wie sie sich gesund ernähren, wie viel sie für die nächste Prüfung lernen müssen oder wohin sie als nächstes in den Urlaub fahren, ging es bei ihr darum wie sie am Ende des Monats bei +-0 auf dem Konto ist, wie sie ihre kranke Mutter pflegt und wie sie mit ihrer Stiefmutter, die nicht viel älter ist als sie selbst auskommt.

    Ich könnte noch lange so weitererzählen, aber ich denke die Quintessenz wird klar. Mit Menschen aus anderen Milieus hat man häufig schlicht keine Gemeinsamkeiten, wodurch man sie unterbewusst von vornherein schlechter bewertet oder z.B. aus dem Freundeskreis ausschließt.

    Auch wir hatten in unserer Beziehung das Problem, dass wir zunächst sehr wenig an z.B. Hobbies gemeinsam hatten. Hätten wir nicht eine gewisse gemeinsame Grundhaltung, die Lust daran, Neues zu verstehen/zu entdecken, dann hätten wir wohl auch jetzt noch keine Gemeinsamkeiten und unsere Beziehung wäre gescheitert.

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    1. Kleine Ergänzung dazu: Unsere Beziehung hat nicht etwa dazu geführt, dass sich die Milieus angenähert haben. Hingegen hat sie inzwischen fast keine engeren Freunde mehr aus dem Nicht-Akademiker-Umfeld, da sie (unter anderem) einige Ansichten inzwischen selbst sehr abschrecken.

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    2. Danke für deine Beiträge, die finde ich sehr interessant. Darf ich fragen, wie ihr euch kennengelernt habt? Mein Mann ist ja Akademiker, stammt aber aus einer „Arbeiterfamilie“ (übrigens auch mehrfach geschiedene Eltern) und trotzdem sind die Unterschiede noch auffällig und auch die Tatsache, dass er bei Akademikern, die auch aus akademischem Umfeld stammen, oft aneckt.

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    3. „Ich denke nicht, dass bewusst Menschen aus einem anderen Milieu diskriminiert werden (…).“ In irgendeinem relevanten Umfang bestimmt. Du stellst selbst fest, dass sich nicht nur die räumlichen Kreise („Berührung“) unterscheiden, sondern dass das auch für Eigenschaften gilt. Das Wissen wendet man an, und es ist einem letztlich bewusst. (Diskriminierung, genau so wie Stereotype, ist an sich neutral. Zu diskriminieren bedeutet zu unterscheiden, anders zu behandeln.)

      Am Rande bemerkt, Frauen* wählen Partner sozioökonomisch nicht „nach unten aus“, Männer machen das anders.

      *Alle paar Monate den Disclaimer: auf der Ebene von Gruppen gesprochen; es gibt individuelle Ausnahmen

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      1. Ich denke am ehesten Ersteres (vielleicht auch teilweise eine Mischung zwischen Eins und Zwei). Selbst Bars, Pubs und Diskotheken haben, denke ich, tendenziell ein gewisses Klientel, sodass sich die beiden „Parteien“ auch da nicht unbedingt immer treffen.
        Und soweit ich das beurteilen kann, kommen trotzdem mehr Beziehungen über den Beruf oder das Studium zustande, als im Nachtleben.
        Darum ist die Konstellation Akademiker/Nicht-Akademiker eher seltener.
        Aber natürlich wird davon ausgegangen, dass der Unterschied zu groß ist. Sieht man dann anhand Partnerbörsen, wo die Leute trotzdem „unter sich“ bleiben, obwohl sie eigentlich auch nach Interessen/Hobbies gehen könnten.

        Ich selber habe Freunde, die Akademiker sind, und welche, die es nicht sind, und habe keine großartigen Unterschiede in den Interessen oder der Sprache festgestellt, bzw. genügend Gemeinsamkeiten. Ich habe sogar mit den Nicht-Akademikern unter den Freunden mehr Gemeinsamkeiten, was aber wahrscheinlich purer Zufall ist.

        Ich persönlich sehe keinen so großen Unterschied zwischen Akademikern und Nicht-Akademikern, wie etwa zwischen Land- und Stadtbewohnern.
        Wenn es nicht gerade um die Bewohner von sozialen Brennpunkten (politisch unkorrekt: Asis) geht.
        Akademiker verschiedener Fächer untereinander haben ja auch sehr unterschiedliche Interessen. Ich brauche nur die meisten Juristen und BWLer auf meiner eigenen Uni anzugucken *duck* – da habe ich mit den meisten Elektroinstallateuren, Maschinisten, Floristinnen und Automechanikern eher Gesprächsstoff *fg* Und ich bin relativ sicher, dass auch die Umfelder massiv unterschiedlich sind …

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      2. „Nur warum? Weil man die Leute gar nicht trifft? Weil man sich nichts zu sagen hat? Weil die Unterschiede doch zu groß sind?“

        Hast du dir Studie dazu durchgelesen?

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  6. Nicht „frische Wäsche“ sondern das, was man darunter versteht.

    Ach du liebes bischen.🙂 Das ist mir wirklich neu, dass es selbst hier unterschiedliche Empfindungen gibt. Bei meinen Eltern roch es nie übertrieben nach frischer Wäsche (sprich Weichspüler und billige Waschmittel mit künstlichen Aromen). Und das in den 1970er Jahren, wo Aspekte des Umweltschutzes noch keine hohe Priorität genossen. Meine Eltern waren auch „aufgestiegene Arbeiterkinder“. Weichspüler benutzte meine Ex-Frau sehr gern, damit die Handtücher schön kuschelig weich gewaschen wurden. Na ja. Ich (z.Z leider Single) benutze überhaupt keine Weichspüler und meine Wäsche riecht nicht nach Waschmittel.

    Ich habe mit den Artikel Deines ersten Links durchgelesen. Irgendwie erschließt sich mir die Logik dahinter nicht. Fast Food ist in Relation gesehen doch teurer als frisch zubereitet. Wenn ich mir einen Burger bei Mäccie für rund 6 EUR kaufe, kann ich für diesen Betrag ein Essen frisch zubereiten, dass für zwei Tage reicht (aus der Singleperspektive). Mit billigen zuckerhaltigen Getränken wird ein falsches Sättgiungsgefühl suggeriert. Die leeren Kalorien bewirken bei diesen Couch Potatoes meist das Dasein im XXL-Format. Nur wie möchte man das bildungsfernen Schichten vermitteln? Viele, die aus prekären Verhältnissen stammen sind sachlichen Argumenten nicht zugänglich.

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    1. „ch habe mit den Artikel Deines ersten Links durchgelesen. Irgendwie erschließt sich mir die Logik dahinter nicht. Fast Food ist in Relation gesehen doch teurer als frisch zubereitet. Wenn ich mir einen Burger bei Mäccie für rund 6 EUR kaufe, kann ich für diesen Betrag ein Essen frisch zubereiten, dass für zwei Tage reicht“

      Ja, das ist auch so. Es ist nicht günstiger. Oder nur gefühlt günstiger.

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      1. Meine Einschätzung ist, dass den „Personen prekärer Provenienz“ die wirtschaftliche Dimension überwiegend bekannt ist. Es mag eher um Selbstbeherrschung (conscientiousness) gehen, als um Wissen.

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  7. Es gibt offenbar so etwas wie eine „Familienkultur“ in jeder Familie. Das habe ich in meinem Bekannten- und erweiterten Familienkreis auch schon beobachtet. Inwiefern diese individuellen Kulturen Einflüssen aus Gesellschaftsschicht, Herkunft und Bildungsniveau unterworfen sind, ist wahrscheinlich schwer abzugrenzen.
    Den Streit bzgl. Weichspüler ja/nein kenne ich auch. Allerdings mit umgekehrten Vorzeichen (Akademikerfamilie benutzt es, Landwirt-/Arbeiterfamilie lehnt es kategorisch ab).

    Was mir auffällt, ist jedoch, dass tatsächlich die Übernahme der elterlichen Kultur heute wieder viel selbstverständlicher ist, als das in meiner Jugend (vor ca. 40Jahren) war. Damals war das Aufbegehren gegen die Eltern, und die Werte, die von diesen vertreten wurde, um ein vielfaches starker wie heute. Und zwar in nahezu jeder Gesellschaftsschicht. Aber auch damals gab es unter uns Jugendlichen die intellektuellen einerseits und die konsum- und spaßorientierten andererseits. Das hatte aber oft wenig mit dem jeweiligen Elternhaus zu tun. Im Gegenteil, die größten unintellektuellen Hedonisten kamen meist aus gut situierten Familien.

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    1. Ich find’s gut, dass Du eine andere Perspektive einbringst. Von der eigenen Situation auf alle zu schließen, ist eh nicht so geschickt, kann man mir in diesem Beitrag aber teilweise vorwerfen.

      Mal was ganz anderes: Irgendwie landen meine Kommentare derzeit bei dir im Spam, weißt Du, woran das liegt?

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      1. „Von der eigenen Situation auf alle zu schließen, ist eh nicht so geschickt, kann man mir in diesem Beitrag aber teilweise vorwerfen.“

        Du machst dich insgesamt ganz gut, Margret.

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      2. Eine Sache unter verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten ist der Schlüssel zu jeder konstruktiven Diskussion 🙂

        Das mit dem Spam verstehe ich nicht. Meinst du Kommentare von dir zu Beiträgen in meinem Blog?
        Ich habe dort nachgeschaut. In dem Ordner mit Spam-Kommentaren finde ich aber nichts von dir.

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  8. „Was mir auffällt, ist jedoch, dass tatsächlich die Übernahme der elterlichen Kultur heute wieder viel selbstverständlicher ist (…).“

    Hast du eine Theorie dazu?

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    1. Eine Theorie müsste ich durch entsprechende Daten untermauern, aber eine Hypothese hätte ich schon:

      Da die Gesellschaft insgesamt vielfältiger geworden ist, und der normative Druck insgesamt stark nachgelassen hat, hat die Abgrenzung gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen durch Übernahme der elterlichen Kultur mehr Identifikationspotential als die, kaum noch mögliche, Abgrenzung gegenüber der gesamtgesellschaftlichen Kultur.
      Das war in den 70er Jahren noch anders. Damals repräsentierte die Kultur der Eltern eine vergleichsweise uniforme gesellschaftliche Norm.

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  9. „Chances are, you’re going to marry someone a lot like you. Similar intelligence, similar height, similar body weight. A new study of tens of thousands of married couples suggests that this isn’t an accident. We don’t marry educated people because we happen to hang around with educated people, for example—we actively seek them out. And these preferences are shaping our genomes.“ – http://www.sciencemag.org/news/2017/01/your-choice-life-partner-no-accident

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  10. Milieustudien sind zwar immer interessant, lassen sich aber nie eindeutig beantworten oder gar übertragen.

    Statistisch finden sich die meisten ernsthafteren Liebschaften über die Arbeit bzw das Studium. Dadurch wird das Bildungsniveau der Paare relativ gleich gehalten. Freundeskreise bilden sich auch bereits in Schulzeiten und bereits hier wird nach Bildung selektiert.

    Dass es Ausnahmen gibt kann ich selbst bestätigen. Wir beide sind seit der Jugend ehrenamtlich stark in der Kinder-/Jugend- und Familienarbeit engagiert und das auf verschiedenen Ebenen (Ort/Land/Bund) und haben uns dort kennen gelernt. Hier sind aber alle Bildungsschichten zu finden und vermischen sich erfreulicherweise.

    Was dazu führte, dass unser Freundes- und Bekanntenkreis sehr gut gemischt ist – neben der Sympathie ist hier aber das soziale Engagement Ausschlag gebend.

    Was das Essen angeht: leider entscheidet der Geldbeutel und die Zeit was auf den Tisch kommt (Bio, Kühlkost, …).

    Dass es immer Kreise gibt, die nur auf ihres gleichen schauen, wird bleiben – egal ob das Fussballultras sind oder der Adel.

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